Montag, 25.03.2024
Strahlende Siegerin des «gusto24»
Nach Fynn Thielen vor zwei Jahren bist du bereits die zweite «gusto»-Gewinnerin vom «The Dolder Grand» in Zürich. Ein Zufall?
Die Unterstützung vom «The Dolder Grand» war riesig. Meine Ausbildnerin Bianca Jessner motivierte mich zur Teilnahme und half mir enorm viel. Auch Antonino Gullo war ein grosser Support, der Chef Patisserie, wo ich seit Dezember bin. Er probierte immer alles, gab mir ehrliches Feedback und Tipps. Aber trainieren muss man natürlich selbst.
Wie viel Zeit hast du investiert?
Sehr viel. Da ich bei der Patisserie im Moment für den À-la-Carte-Bereich verantwortlich bin, wollte und konnte ich dort nicht fehlen. In den letzten sechs Wochen vor dem Wettkochen übernahm ich deshalb immer die Schicht von 14 bis 24 Uhr. So hatte ich am Morgen Zeit, die Vorbereitungen zu trainieren, wie zum Beispiel die Zubereitung der Grundfonds oder das allgemeine Mise en Place. Am sechsten Tag konnte ich dann jeweils das ganze Menu durchkochen. Insgesamt probte ich alles sechs Mal komplett durch.
«Ich liebe den Stress und den Druck»
Hat beim Wettkochen alles funktioniert wie im Training?
Im Vorfeld hatte ich immer Zeitprobleme. Beim Wettkochen vergass ich dann, meinen detaillierten Ablaufplan in die Küche mitzunehmen. Also sagte ich mir, dass ich es nun so oft geübt habe, dass es auch ohne gehen muss. Und plötzlich war ich nicht mehr nervös, sondern hatte schlicht Freude am Kochen. Ich glaube, das merkte man den Gerichten an.
Besonders gelobt wurde der Geschmack deiner Vor- und Hauptspeise.
Darauf legte ich viel Wert. Bei der Vorspeise zum Beispiel entschied ich mich für weniger filigrane Komponenten und konzentrierte mich auf den Geschmack, indem ich die Tortellini grösser machte. Auch wenn das optische Gesamtbild darunter etwas litt. Das zahlte sich zum Schluss aber aus.
Wie hast du dich gefühlt, als du zur «gusto24»-Siegerin gekürt wurdest?
Ich konnte es zuerst gar nicht glauben. Denn auch meine fünf Mit-Finalistinnen und -Finalisten und ihre Gerichte waren super. Dann fiel die ganze Anspannung von mir ab, und die Freude war und ist noch immer riesig. Nun habe ich dank der Trophäe den physischen Beweis dafür, dass ich mit harter Arbeit, Leidenschaft und Disziplin alles erreichen kann, was ich mir zum Ziel gesetzt habe. Ganz allgemein habe ich bei «gusto24» enorm viel gelernt. Und spannende Leute kennengelernt sowie Kontakte für die Zukunft geknüpft.
Du bist in Mexiko aufgewachsen und vor vier Jahren ins Heimatland deines Vaters gekommen. Wieso?
Um eine Ausbildung zu machen und Deutsch zu lernen. Zuerst begann ich eine Lehre als Hochbauzeichnerin. Da war aber zu wenig Action. Nach einem Schnuppertag war ich begeistert vom Kochberuf und begann vor bald drei Jahren meine Ausbildung im «Badrutt’s Palace» in St. Moritz. Ein super Betrieb mit einem tollen Team. Nur bemerkte ich zu spät, dass ich in St. Moritz kaum Deutsch lerne. Deshalb wechselte ich nach eineinhalb Jahren nach Zürich ins «The Dolder Grand».
Was gefällt dir an der Fine-Dining-Gastronomie?
Ich liebe den Stress und den Druck, Höchstleistungen erbringen zu müssen. Entsprechend freue ich mich auch auf die letzten zwei Monate meiner Ausbildung. Dann darf ich noch bei Heiko Nieder im Fine-Dining-Restaurant mithelfen. Quasi der krönende Abschluss. Zuerst aber steht die Lehrabschlussprüfung an. Da kamen die Vorbereitungen jetzt etwas zu kurz. Wobei «gusto24» eigentlich die beste Vorbereitung war.
Bist du nervös?
Weniger wegen des Fachlichen als vielmehr vor der Sprache, da ich alles auf Deutsch machen muss. Das habe ich zwar nun drei Jahre an der Berufsfachschule IFK von Hotel & Gastro Formation Schweiz trainiert. Trotzdem ist das noch eine Herausforderung.
«Ich wollte schon immer nach Thailand reisen.»
Wie geht es danach für dich weiter?
Sicher in der Küche. Vielleicht bleibe ich in der Schweiz. Aber auch Frankreich würde mich reizen, um Französisch und mehr über die französische Patisserie zu lernen. In Spanien bei Jordi Cruz würde ich ebenfalls gerne arbeiten. Und schon immer wollte ich nach Thailand reisen. Der zweiwöchige Aufenthalt bei Yannick Hollenstein im «L’Arôme by the Sea» auf Phuket, den ich nun bei «gusto24» gewonnen habe, war der Hauptgrund, wieso ich mitgemacht habe. Es war sehr inspirierend, Yannick Hollenstein beim Wettkochen und bei der Show persönlich kennenzulernen. Entsprechend freue ich mich, den Preis einzulösen. Und vielleicht bleibe ich gleich dort.
SAMANTHA BUHOLZER
Alter: 23
Berufsbildnerin: Bianca Jessner, die mich auch zur Teilnahme animiert hat
Liebste Küche: Bei der Arbeit Süsses, da ich dort viele Freiheiten habe. Privat koche ich am liebsten italienisches Essen
Lieblingsessen: Japanisch sowie Italienisch und Mexikanisch
«gusto»
«gusto» ist die Schweizer Meisterschaft für Kochlernende im 2. und 3. Lehrjahr, organisiert von Transgourmet/Prodega, unter dem Patronat des Schweizer Kochverbandes. Unterstützt wird der Anlass von Presenting Partner Schweizer Fleisch, den Leading Partnern Bell, Emmi, Hügli, Kadi und Valser sowie zahlreichen weiteren Sponsoren. Die nächste Ausschreibung startet im August 2024.
Text: Thomas Bürgisser
Foto: Transgourmet/Prodega, Merlin Fotografie