Montag, 20.01.2025

Platz da, Veganuary!

Sollte man überhaupt noch Fleisch essen? Und wenn ja: wie viel und welches? Antworten darauf gibt Philippe Haeberli von Proviande, der Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft.

Der Veganuary neigt sich dem Ende zu. Ist Fleisch zu essen überhaupt noch zeitgemäss?
Ja, absolut. Zu einer ausgewogenen und damit gesunden Ernährung gehört auch Fleisch. Fleisch ist ein sehr effizienter Proteinspender. Und Ernährung hat ja bekanntlich auch mit Genuss zu tun: Alle sollen das essen dürfen, was ihnen schmeckt.

Wird während des Veganuary beziehungsweise im Januar tatsächlich weniger Fleisch konsumiert als in anderen Monaten?
Nein, unsere Daten weisen nicht auf eine solche Tendenz hin. Es handelt sich unserer Auffassung nach um eine reine Marketingaktion des Detailhandels.

Laut den neuen Empfehlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung sollte man täglich nur noch eine Portion Fleisch verzehren. Was sagen Sie dazu?
Mit der neuen Lebensmittelpyramide und den Empfehlungen bezüglich Fleischkonsum ist unsere Branche nicht glücklich und das haben wir beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen auch direkt deponiert. Es gibt keinen Grund, die empfohlene Verzehrmenge an Fleisch zu verringern. Denn es liegt keine wissenschaftliche Evidenz vor, die belegt, dass Fleisch, so wie es mengenmässig heute in der Schweiz verzehrt wird, negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat.

Wie reagiert die Fleisch-Branche Generell darauf, dass sich immer mehr Menschen vegetarisch oder sogar vegan ernähren oder zumindest ihren Fleischkonsum reduzieren?
Die Behauptung, dass immer mehr Menschen sich vegetarisch ernähren, ist nicht korrekt. Unsere Daten zeigen, dass in den letzten zehn Jahren der Fleischkonsum bei leicht abnehmender Tendenz stabil geblieben ist. In der Schweiz essen 96 Prozent der Bevölkerung regelmässig oder teilweise Fleisch – und das Fleischangebot ist seit Jahren mit rund 50 Kilogramm pro Kopf und Jahr stabil und keineswegs sehr hoch im europäischen Vergleich.

«Das Angebot an Fleisch ist seit Jahren stabil.»

Wie haben sich die Fleischkonsum-Gewohnheiten in der Schweiz in den vergangenen Jahren verändert? Wo gab es einen Zuwachs, wo eine Abnahme?
Wir stellen fest, dass der Konsum von Schweinefleisch kontinuierlich zurückgeht und der Konsum von Geflügelfleisch stetig zunimmt. Auch wird Fleisch bei jüngeren Konsumentinnen und Konsumenten immer mehr in verarbeiteter Form wie zum Beispiel Chicken-Nuggets konsumiert.

Wie kann man nachhaltig leben ohne auf Fleisch verzichten zu müssen?
Wenn man sich regional, saisonal und abwechslungsreich und somit ausgewogen ernährt, ist das nachhaltig und gesund. Zudem sollte man bereit sein, Fleisch zu konsumieren, welches nicht zu den Edelstücken gehört. «From nose to tail» bedeutet, dass auch diese Teile schmackhaft zubereitet werden können und munden. In der Schweiz wird auch darauf geachtet, die landwirtschaftlichen Erträge möglichst vielseitig zu nutzen. Die Nebenprodukte für die Lebensmittelherstellung, zum Beispiel Sojaschrot oder Molke, können als wertvolles Tierfutter weiterverwendet werden.

PHILIPPE HAEBERLI
Alter:
59
Liebstes Fleischgericht: Cheese Burger mit Pommes
Liebste Wurst: YB-Wurst mit Brot und Senf
Hobbys: Zu viele …

Text: Susanne Stettler
Foto: Pascal Triponez, Adobe Stock