Montag, 02.12.2024
Küchentrends im Visier
Woher holt sich eine junge Köchin wie Du Inspiration?
Ich inspiriere mich eigentlich ständig, sei es in den Ferien, wenn ich essen gehe, durch Empfehlungen von Freunden und Familie, bei der Arbeit oder einfach, wenn ich auf Social Media scrolle. Essen und Kochen sind ständig präsent in meinem Leben. Auch arbeite ich mit einer sehr internationalen Küchenbrigade – wir tauschen uns oft über Gerichte aus, die wir gerne essen oder in unserer Heimat beliebt sind.
Du findest die Gronda-App grossartig. Warum?
Ich sehe Gronda als tolle Möglichkeit, neue Rezepturen und Ideen zu finden. Es ist eine sehr vielfältige Plattform: Profis sowie Hobby-Köchinnen und -Köche teilen ihre Gerichte und Kreationen. Man muss einfach davon ausgehen, dass nicht alles für den Alltag in einer Hotelküche gemacht ist, wo ich im Moment arbeite. Teilweise haben die Köchinnen und Köche auf Gronda ein sehr modernes und vielfältige Equipment und investieren viel Zeit in kleine Komponenten. Dieser Aufwand ist im Alltag nicht immer umsetzbar, aber man kann sich trotzdem inspirieren lassen und die Ideen danach etwas anders umsetzen.
Welche Rolle spielen Social Media wie TikTok oder Instagram auf der Suche nach neuen Ideen für Gerichte?
Auf Instagram kann man gut neue Trends verfolgen. Es gibt viele Köchinnen und Köche, die ihre Gerichte extrem modern und schön präsentieren. Ich achte auf Instagram vor allem auf die Präsentation und das Anrichtgeschirr. Man sieht oft sehr moderne Arten, Gerichte zu präsentieren. In der Schweiz informiere ich mich hauptsächlich über Instagram, wenn es um Neueröffnungen, Pop-ups oder Food Festivals geht, die ich besuchen möchte. TikTok nutze ich, um Food Content Creators aus aller Welt zu verfolgen. Die Videos sind kurz und man hat eine sehr grosse Vielfalt, auch wenn vieles nicht professionell ist. Es gibt jedoch viele Creators, die aus dem Alltag heraus vloggen, auch Köchinnen und Köche aus der ganzen Welt. So hat man einen eher lockeren Einblick ins Leben von Köchinnen und Köchen aus anderen Ländern. Wenn ich in die Ferien gehe, informiere ich mich immer im Voraus auf TikTok über Bars, Cafés und Restaurants der jeweiligen Stadt.
«Auf Instagram kann man gut neue Trends verfolgen»
Was macht Deine Generation anders als die über 30- und die über 40-Jährigen?
Ich denke, dass die jungen Generationen eher auf moderne Gastronomie setzen. Dazu gehören nicht nur das Essen, sondern auch Arbeitsweise, Arbeitsschichten und Umgangsformen. Ich finde es jedoch immer noch sehr wichtig, die Grundlagen in der Küche beizubehalten. Das von unseren Ausbildnern, Küchenchefs und Berufslehrerinnen und -lehrern Erlernte sollten wir weiterhin nutzen. Ich sehe zudem, dass sich junge Köchinnen und Köche mehr von der Tradition lösen und alte Gerichte neu interpretieren, mehrere Küchen aus aller Welt kombinieren und auch ihre persönliche Herkunft und Erfahrungen mehr in ihren Kochstil einbringen.
«Die jungen Generationen setzen eher auf moderne Gastronomie.»
Um ein tolles Gericht kochen zu können, braucht es neben Inspiration aber auch Handwerk. Wie lautet Dein Erfolgsrezept?
Ich bin überzeugt, dass man zuerst die Grundlagen erlernen sollte. Denn selbst wenn man ein Gericht neu interpretiert, helfen die Grundlagen zu verstehen, wie gewisse Lebensmittel zubereitet werden müssen. Danach kann man Eigenkreationen einbringen und beginnen, die Gerichte aufzubauen. Daher würde ich sagen, dass es wichtig ist, das Handwerk richtig zu beherrschen.
Du bist jetzt Anfang 20, hast am diesjährigen «gusto24» den zweiten Platz belegt und im Sommer die Lehre abgeschlossen. Wie soll es in den kommenden Jahren weitergehen und wovon träumst Du beruflich?
Im Moment möchte ich noch in der Schweiz bleiben, jedoch würde ich gerne in einer grösseren Stadt als Bern arbeiten und leben. Anschliessend will ich ins Ausland gehen. Mein grösster Wunsch ist es, in Asien zu arbeiten. Seoul ist eines meiner Wunschziele. Wie viel Zeit ich im Ausland verbringen werde, weiss ich nicht, jedoch bin ich fest davon überzeugt, durch meinen Job die Chance ergreifen zu müssen, viele Länder zu bereisen.
MARIA ELLE STÄHLI
Alter: 21
Lieblingsgericht zum Essen: Sehr schwer zu sagen, da ich fast alles gerne esse
Lieblingsgericht zum Kochen: Kann ich auch nicht wirklich sagen, jedoch arbeite ich generell gerne in der warmen Küche
Vorbild: Tanja Grandits und Sabrina Cipolla
Hobbys: Kochen und essen, reisen, skifahren
Text: Susanne Stettler
Foto: Pascal Triponez