Montag, 08.07.2024

Klötzli Messerschmiede

Die Klötzli Messerschmiede in Burgdorf BE beliefert die Prodega-Märkte seit über 30 Jahren. Nina Klötzli, die den Betrieb zusammen mit ihrem zwei Jahre jüngeren Bruder Samuel führt, über die Faszination Messer.

Was fasziniert Sie am Handwerk des Messerschmieds und an Messern?
Wir brauchen täglich in irgendeiner Form Schneidewerkzeug. Und jeder, der einmal mit einem richtig guten Messer geschnitten hat, weiss, wie viel einfacher sich damit Arbeiten lässt und welch tolles Gefühl, das ist! Darüber hinaus geht ein qualitativ gutes Produkt kaum kaputt, es kann immer wieder nachgeschliffen werden und eine Ewigkeit in Gebrauch bleiben. Keine Sollbruchstellen oder Updates. Zudem fasziniert mich am Handwerk des Messerschmiedens, dass sich dieses über Jahrhunderte hinweg im Kern nur wenig verändert hat. Auch wenn inzwischen viele Arbeitsschritte im Herstellungsprozess modernisiert wurden, am Schluss sind es doch einfach das Metall, Hitze und ein Hammer. Mir gefällt, dass offensichtlich nicht jedes Handwerk der Digitalisierung zum Opfer fallen kann.

Haben handgefertigte Messer noch eine Zukunft?
Sie sind nicht gerade billig. Wir produzieren neben einer kleinen Serie Küchenmesser, einige Outdoor-, sowie Kerbschnitz- und Klappmesser im High-End Bereich aus hochwertigen Materialien. Aber auch viele Klingen für die Industrie: Unsere ältesten Produkte sind Käsebohrer, die man während der Reifung zum Testen von Käse verwendet. Der Firmengründer, unser Ur-Ur-Ur-Grossvater, begann nach seinen Wanderjahren in Frankreich mit der Herstellung dieses Nischenproduktes. Heute sind wir der einzige Hersteller in der Schweiz und exportieren viele dieser Käsebohrer nach Holland, Frankreich und in die USA. Qualitätsprodukte sind nicht günstig. Aber man darf nicht vergessen, «billig» hat immer einen Preis, den jemand bezahlen muss – meistens unterbezahlte Arbeiterinnen und Arbeiter sowie die Umwelt. Viele Konsumentinnen und Konsumenten sind sich dessen zunehmend bewusst und wollen weg von der Wegwerfgesellschaft, weg von unter fraglichen Bedingungen hergestellten Produkten aus Billiglohn-Ländern. Ehrliches Handwerk sowie «Made in Switzerland» werden immer beliebter. Deshalb glaube ich fest daran, dass handgemachte Produkte immer noch beziehungsweise zunehmend wieder eine Zukunft haben.

«Qualitätsprodukte sind nicht günstig.»

Sie produzieren nicht nur Messer, sondern kaufen auch solche ein.
Unsere Manufaktur ist vergleichsweise klein und wir machen alles in Handarbeit, weshalb unsere Herstellungskapazität beschränkt ist. Dadurch, dass wir uns seit Generationen auf dem internationalen Messer-Markt bewegen, verfügen wir über ein grosses Netzwerk an Herstellern rund um den Globus, mit denen wir zusammenarbeiten. Die Messer, welche wir an die Prodega-Märkte liefern, kommen hauptsächlich aus der Schweiz, Italien, Spanien, Portugal, Frankreich und Deutschland. Auch aus Japan, einem traditionsreichen Messerproduzenten, beziehen wir Ware. Wo immer möglich, bevorzugen wir europäische Hersteller und kurze Transportwege mit Produzenten, die wir vor Ort besuchen können.

Worauf haben Sie bei der Sortimentszusammenstellung für die Prodega-Märkte geachtet?
Wir sind fast seit Anfang an bei Prodega mit dabei und seit über 30 Jahren ist der Auftrag derselbe: ein Sortiment zusammenstellen, von Profis für Profis. Die Bedürfnisse der Gastronominnen und Gastronomen ändern sich stetig, weshalb wir das ganze Jahr über am Produkt-«Scouten» sind, um das Sortiment an die Bedürfnisse anzupassen und optimieren zu können. Neben dem Deluxe-Küchenmesser aus bestem japanischen Klingenstahl brauchen wir sowohl ein Mittelfeld mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis als auch ein Einsteigermesser, das günstiger ist, aber von der Qualität her immer noch stimmt. Zudem gibt es verschiedenste Klingenformen und Verwendungszwecke, die abgedeckt werden müssen. Was uns schon immer wichtig war: Wir liefern keinen Schrott. Ein Messer muss – egal in welcher Preisklasse – einen Klingenstahl haben, der gut genug ist, um nachgeschliffen zu werden und dazu ein gutes Klingenprofil aufweisen.

Gibt es darunter auch Messer, welche exklusiv bei Prodega erhältlich sind?
Wir arbeiten mit zahlreichen grossen Messer-Marken zusammen, finden allerdings trotzdem nicht immer, was wir brauchen. Deshalb lassen wir viele Produkte unter unserer Eigenmarke herstellen. Viele davon sind exklusiv in den Prodega-Märkten erhältlich.

«Ein gutes Messer begleitet einen ein Leben lang»

Sie und Ihr Bruder Samuel legen grossen Wert auf Nachhaltigkeit.
Wir verkaufen nur Ware von sehr guter Qualität und keine Wegwerfprodukte, die schnell ausgedient haben und dann im Müll landen. Ein gutes Messer zu kaufen, lohnt sich, denn es begleitet einen ein Leben lang, manchmal sogar über Generationen hinweg. Dank unserem Schleif- und Reparaturservice können wir unseren Kundinnen und Kunden auch garantieren, dass das Messer immer scharf bleiben wird.

NINA KLÖTZLI
Alter:
41
Lieblingsmesser: Das in unserer Werkstatt hergestellte «Klötzli Grosi-Küchenmesser» mit Carbon-Stahlklinge – das Messer hat eine handliche Grösse und dank dem nicht rostfreien Stahl eine unvergleichbare Schärfe und Biss.
Lieblingsgericht: Selbstgemachte Spätzli mit Cervelat-Salat, wie vom Grosi früher. Ich mag viele Essen gerne, Hauptsache, sie werden in guter Gesellschaft genossen.
Sehnsuchtsort: Im Sommer badend in der Aare beim Altenbergsteg in Bern.
Hobbys: Neben Familie, Freunden und Geschäft fehlt aktuell etwas die Zeit für Hobbys – ein gutes Buch ist aber immer griffbereit.

Text: Susanne Stettler
Foto: Daniel Desborough