Montag, 18.11.2024

Erfolgreich mit Food-Festivals

Chef’s Table, Kitchen Party, Gastköche – viele Restaurants beleben ihre Küche mit temporären Konzepten. Warum dies ein Aufwand ist, der sich lohnt, erklärt General Manager Claudia Pronk (56) vom Hotel Nira Alpina in Silvaplana GR.

Ende Sommer fand im Hotel Nira Alpina das «Balinese Food Festival» statt. Sie liessen den balinesischen Koch Ray Adriansyah einfliegen, der drei Tage lang die Gäste verwöhnte. Wie kam es dazu?
Wir sind seit 2017 Teil des St. Moritz Gourmetfestival, das jeweils im Januar stattfindet. Vier- und Fünfsterne Hotels im Engadin bieten Starköchen aus aller Welt eine Bühne, um ihr Können zu zeigen. Die Teilnahme ist auch für unsere Mitarbeitenden grossartig: Sie können Neues lernen und netzwerken. Wir haben am Festival Eelke Plasmeijer und Ray Adriansyah kennengelernt. Sie beide haben in Bali die «Locavore Group» gegründet, die vor allem auf lokale Zutaten und kreative Küche setzt und als besonders nachhaltig ausgezeichnet wurde. Wir waren damals begeistert von ihrem Drive und ihrer Bodenständigkeit. Das Festival inspirierte uns, auch selbst aktiv zu werden und zwar im Sommer, wenn im Engadin generell weniger Events stattfinden. Letztes Jahr haben wir das «South African Food Festival» organisiert, mit Fokus auf südafrikanischer Küche. Und dieses Jahr fand eben das «Balinese Food Festival» statt.

Wie war das Festival konkret organisiert?
Es war ein dreitägiger Foodevent, mit täglich anderen Konzepten. Es gab einen Wald-Spaziergang mit Gourmet-Grill in einer lokalen Hütte und anschliessendem Dinner in der Rooftop-Bar, ein Vier-Gänge-Menü im Hotelrestaurant sowie eine Tavolata mit Fokus auf Fleischspezialitäten. Das Ziel war, den Gästen verschiedene Erlebnisse zu bieten, ganz nach ihren Vorlieben.

Was sind die Vorteile eines solchen Events?
Uns geht es darum, für unsere Gäste, aber auch für unser Team etwas Tolles zu organisieren, das Abwechslung bietet. Wir haben die Teilnehmerzahl bewusst klein gehalten. Es soll persönlich bleiben und intime Abende ermöglichen: Ray Adriansyah hat mit den Gästen geredet und alle Fragen beantwortet, so waren die gegenseitige Aufmerksamkeit und Wertschätzung ein schöner Teil des Events. Unser Team im Haus lernt überdies neue Konzepte sowie neue Küchen und Geschmäcker kennen und kann Beziehungen knüpfen.

Wie bewerben Sie einen solchen Event?
Wir waren gut ausgebucht, allerdings ist ein solcher Event – so schön er auch werden mag – kein Selbstläufer. Ich habe meine Mailingliste, in der Stammgäste, aber auch interessierte Locals vermerkt sind, und schreibe diese oft persönlich an. Ich pflege viele direkte Kontakte und setze nicht auf anonyme Massenmailings.

«Wir sorgen wann immer möglich für einen persönlichen Touch.»

Was waren die Herausforderungen am «Balinese Food Festival»?
Für alle Involvierten, speziell auch für unseren Küchenchef Janko Glotz und sein Team, bedeutet ein solcher Event natürlich viel Arbeit. Wir investieren viel Liebe in Details. Wir legen beispielsweise Wert darauf, dass wenn ein Gastkoch bei uns ankommt, er eine aufgeräumte und saubere Küche vorfindet, in der all seine Produkte schon auf ihn warten. Die vorgängige Beschaffung ist eine Herausforderung für sich: Unser Team gibt alles, um die richtigen Produkte – oder einen optimalen Ersatz – aufzuspüren. Oder wir gestalten die Menükarte für jeden Abend so speziell, dass die Gäste sie als Andenken mitnehmen. Wir sorgen wann immer möglich für einen persönlichen Touch in einer Welt, in der vieles digital ist. Aber es lohnt sich: Wir schaffen einmalige Momente für Gäste und Team.

Text: Simone Knittel
Foto: Steve Hadorn