Montag, 06.01.2025
Eine dufte Sache
Was nimmt ein Gast beim Betreten des Hotels Leo wahr?
Unsere Lobby hat einen dezenten Duft, der nach Frische und Leichtigkeit riechen soll. Wir arbeiten dafür mit einer floralen Basisnote, die nachgewiesenermassen international in allen Kulturen gut ankommt. Ganz wichtig: Es soll sauber riechen, aber nicht nach Putzmittel. In den Zimmern arbeiten wir mit einem zweiten Duft. Er hat etwas mehr Tiefe, wird gleichzeitig aber noch zurückhaltender eingesetzt. Das Ziel ist, dass man den Duft bewusst fast nicht wahrnimmt.
Wie reagieren die Gäste auf das Duftkonzept?
Gerade kürzlich hat mich ein Gast in der Lobby begeistert gefragt, was hier so gut riecht. Sonst gibt es nicht viele Rückmeldungen, aber das ist ein gutes Zeichen. Der Duft soll niemals zu aufdringlich sein, sondern dezent bleiben. In den Zimmern stoppen wir die Beduftung jeweils abends um sieben Uhr, damit die Gäste ungestört schlafen und sich erholen können. Ich selbst rieche den Duft übriges gar nicht mehr – was ebenfalls positiv zu werten ist.
Wie wird so ein Duft für ein Hotel konzipiert?
Das kann unterschiedlich ablaufen. Für das Hotel Leo arbeiten wir mit der Firma Good Air aus Abtwil SG zusammen, die auf das Thema spezialisiert ist. Die Beduftung hat zwei wichtige Pfeiler. Der erste ist die Technik. Da wir uns in einem neuen Gebäude befinden, haben wir eine gute Lüftung, über die wir Düfte neutralisieren und anschliessend unsere Note hinzufügen können. Zudem haben wir die Möglichkeit, den Prozess stetig zu regulieren. Der zweite Pfeiler ist der Duft selbst: Er soll sich nahtlos ins Branding des Hotels einfügen. Unser Duft passt ideal zu unserem Hotel. Das Hotel Leo ist zum einen praktisch und urban, zum anderen aber auch ein Ort zum Ankommen und Wohlfühlen.
Was gilt es zu beachten, wenn man mit Düften arbeitet?
Wie schon erwähnt, sollte es unbedingt dezent sein. Dann gibt es viele Optionen zum personalisierten Beduften von verschiedenen Restaurants oder Hotels. Das ist sehr individuell. Wir haben uns zum Beispiel dagegen entschieden, unseren Frühstücksraum mit Kaffee oder Gipfeliduft zu bespielen. Und technisch gesehen ist es für ein älteres, verwinkeltes Hotel wohl schwieriger, für eine gleichmässige Verteilung des Raumduftes zu sorgen. Dennoch: Es gibt für jedes Hotel Optionen, die einen zum Ziel bringen können. Stichwort Ziel.
Was möchten Sie beim Gast auslösen?
Unsere Gäste sollen sich bei uns willkommen fühlen, und gerade wenn sie mehrfach kommen, auch eine Art «Heimkommen»-Gefühl haben. Wir möchten Natürlichkeit und Leichtigkeit vermitteln. Ich bin sicher, dass der Faktor Duft unterschätzt wird. Ein guter Duft, verknüpft mit positiven Erlebnissen – das macht unbewusst viel mit einem. Für mich ist der Duft ein wichtiger Teil des Marketings. Auch wenn es zu Beginn dafür eine grössere Investition braucht, bin ich überzeugt, dass es sich lohnt.
«Der Duft wird unterschätzt»
Haben Sie selbst Erlebnisse mit Hotel-Düften, die prägend waren?
Ich kenne das Thema von meinen Reisen durch Asien, wo Hoteldüfte in Vier- und Fünfsterne-Hotels einen grossen Stellenwert haben. Dort kann der Duft aber auch mal – aus meiner Sicht als Europäerin – etwas zu stark sein. Trotzdem hat natürlich ein markanter Duft einen riesigen Wiedererkennungswert, gerade in einer Hotelkette. Man hebt sich ab, schafft sich eine Identität.
Gibt es Duft-Stolpersteine?
Persönlich mag ich es gar nicht, wenn meine Kleider nach einem Restaurantbesuch sehr nach Küche riechen. Viele Restaurants haben ja offene Küchen. Daneben haben natürlich alle Hotels gezwungenermassen Düfte, die man vielleicht nicht gerade beim Gast haben möchte, sei es Frittierfett, Abfall oder Rauch. Wichtig finde ich, dass man es professionell angeht und nicht einfach einen unerwünschten Geruch mit einem stärkeren Duft überdeckt, sondern schlechte Düfte zuerst neutralisiert. Es gibt viele Lösungen für solche Emissionen – im Kleinen wie im Grossen.
Text: Simone Knittel
Foto: Daniel Ammann