Montag, 24.03.2025

Da haben wir den Salat

Das Unternehmen Stoll Légumes im Kanton Waadt setzt auf Hydroponik. Es spart damit 80 Prozent Wasser, Herbizide sind überflüssig. Für Kundinnen und Kunden bedeutet diese Methode jahrein, jahraus saubere und bis zu einer Woche frische Salate.

Die morgendliche Kälte hat das Dorf Mathod im Kanton Waadt an diesem Frühlingsmorgen fest im Griff. Auf den offenen Feldern (180 ha) und in den Gewächshäusern (12,5 ha) von Stoll Légumes SA wachsen und gedeihen trotzdem verschiedene Salatsorten. Der Nüsslisalat lässt sich von der Kälte sowieso nicht beeindrucken. Die empfindlicheren Sorten – fünf verschiedene Blattsalate – wachsen hier das ganze Jahr über dank einer ganz besonderen Methode: Hydroponik lautet das Zauberwort. Die beiden Geschäftsführer von Stoll Légumes SA, Sylvain und sein Bruder Vincent, führen durch die Hydroponik-Anlage. Sie öffnen eine Tür, und für einen Moment hat man das Gefühl, auf ein grünes Meer zu blicken: ein Ozean aus Salaten in verschiedenen Wachstumsstadien. «Hier ernten wir jedes Jahr über fünf Millionen Salate», sagt Vincent Stoll. Nur wenige Menschen sind zu sehen. Wie von Zauberhand bewegen sich ganze Wellen von Salaten langsam vorwärts. Tageslicht durchflutet das durchsichtige Dach, und bei Bedarf ergänzen LED-Lampen die Photosynthese.

 

 

PIONIERE IN DER SCHWEIZ
Die beiden Brüder gehören zu den ersten, die in der Schweiz auf Hydroponik setzen. Kurz gesagt bedeutet das: Die Salate wachsen nicht in der Erde, sondern in einem Substratwürfel aus Erde, Holzfasern und Torf. Alle Nährstoffe werden direkt über eine wässrige Lösung zugeführt. Nach etwa 40 Tagen – je nach Jahreszeit ein paar Tage mehr oder weniger – werden die Salate geerntet. «Der Grossteil unserer 35 Produkte gedeiht noch auf herkömmliche Weise. Aber die Hydroponik ist die Zukunft», ist Sylvain Stoll überzeugt. Die Zukunft? Das ist ein grosses Wort, welches erklärt werden muss. Die Brüder Stoll haben gute Argumente: «Wir leben in einer Welt, in der sauberes Wasser und gesunde Böden immer wertvoller werden. Ökologisch zu arbeiten, hat für uns Priorität.» Das erste grosse Plus ist der Wasserverbrauch, der im Vergleich zum traditionellen Anbau im Freiland um mindestens 80 Prozent reduziert wird. Herbizide sind völlig überflüssig. Neben Salaten und Gemüse ernten die Stolls auch Energie: Solarpanels auf ihren Dächern produzieren 860.000 kWh Strom – genug, um den Bedarf von 170 Haushalten zu decken. Sobald der Frühling endgültig aus den Federn kommt, fliegen die Bienen aus ihren Bienenstöcken durch die Gewächshäuser und bestäuben die Pflanzen. Wann immer möglich, setzen die beiden Brüder auf Nützlinge gegen Schädlinge statt auf Agrochemie.

 

 

GUT FÜR ALLE
Die Natur profitiert eindeutig, aber was bringt Hydroponik den Kundinnen und Kunden? «Eine Menge», sagt der ältere der Brüder. «Wir können das ganze Jahr über Schweizer Produkte von höchster Qualität garantieren. Die Salate bleiben sauber, was die Zubereitung erleichtert. Ein entscheidendes Argument für unsere Kunden ist aber die Haltbarkeit und die Frische. Wenn wir die Salate an Transgourmet/Prodega ausliefern, befinden sich bei einigen Sorten die Wurzeln noch in den Substratwürfeln. Deshalb bleiben sie mindestens eine Woche lang frisch.» Frisch, oder ehrlicher gesagt, kalt und garstig ist es für die Stoll-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen, wenn sie in den Wintermonaten im Freien tätig sind. Dort arbeiten sie zudem oft in gebückter Haltung. Ganz anders beim Hydroponik-System: In der Halle ist es angenehm warm, niemand wird verregnet, die Arbeitsflächen sind auf Hüfthöhe und ohne akrobatische Körperhaltung zugänglich. Bleibt die Frage nach dem Geschmack der Salate: «Ich gebe Ihnen einige Exemplare mit nach Hause», sagt Vincent Stoll. «Ich bin sicher, Sie werden keinen anderen Salat mehr wollen.»

 

 

SYLVAIN STOLL
Alter:
41 Jahre
Hobby: Wandern, Skifahren und Mountainbike
Lieblingsmusik: Rock
Lektüre: Wirtschaftsmagazine
Lieblingsgericht: Gemüse und Fondue
Traumziel: Die nordischen Länder

VINCENT STOLL
Alter:
37 Jahre
Hobby: Skifahren
Lieblingsmusik: One Dance
Lektüre: Allgemeine Presse
Lieblingsgericht: Rindsfilet mit Morcheln und einem guten Salat
Traumziel: Die Antarktis

 

Text: Franz Bamert
Foto: Valentin Flauraud